Willkommen in Langenselbold


Geschichte ab 1722

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1722 – 27
Bau der Wirtschaftsgebäude einschließlich „Fruchtbau“ (heutiges Rathaus) durch Graf Wolfgang Ernst III. im streng symmetrischen Barockstil, teilweise aus den Steinen des abgerissenen Klosters.

1727 – 35
Bau der evangelischen Kirche in Langenselbold durch Graf Wolfgang Ernst III.

1749 – 52
Fürst Wolfgang Ernst I. (Graf Wolfgang Ernst III) baut das Schloss.

1752
Bau der Begrenzungsmauer zur Hanauer Straße.

1780
Durchführung der Gestaltung der gärtnerischen Anlage im Innenhof des Schlosses als repräsentativer „malerisch – landschaftlicher Park“ durch den Gärtner Rudolff.

1803
Mit der Säkularisation endete die herrschaftliche Residenz. Die Gartenanlagen des Schlosses wurden zur gartenbaulichen bzw. landwirtschaftlichen Nutzung verpachtet. Mit der Zeit werden die Außenanlagen des Schlosses immer mehr vernachlässigt.

1898
Gründung der Zweigniederlassung der Zigarrenfabrik Hosse, Hanau im „Fruchtbau“.

1901
Prinz Alfons von Isenburg-Birstein mit Familie beziehen das Selbolder Schloss. Der Schlosspark ist in einem „verwilderten“ Zustand. Prinz Alfons lässt Bäume und Sträucher anpflanzen. Die Anlage erhält den heute prägenden Baumbestand.

1902
Einrichtung der kath. Kirche in einem Seitenflügel des Schlosses – heute Ballettschule.

1933
Erwerb des „Fruchtbaus“ (Rathaus) durch die Gemeinde Langenselbold.

1914
Eröffnung des Vereinslazaretts im Schloss. Am 12 Oktober kommen die ersten (25) Verwundeten an.

1941
Umbau des „Fruchtbaus“ zum Rathaus der Gemeinde Langenselbold.

1952
Aufgabe der kath. Kirche im Seitenflügel des Schlosses – Neubau einer kath. Kirche.

1954
Wesentliche historische Ausstattungselemente aus dem Park – Wasserbassin, Vase, Pflanzschale, eisernes Tor werden zum Schloss nach Birstein gebracht.

1969
Einweihung der katholischen Kirche, die auf dem Gelände des „Glashausgartens“ erbaut wurde.

1976
Erwerb der Schlossanlage durch die Gemeinde Langenselbold.

1983
Bau der Klosterberghalle anlässlich der Stadterhebung.

Unser Schloß zur Kriegszeit.

Unser Schloss ist den Lesern der „HEIMAT“ 1.* (Nachrichtenblatt für die Gemeinde Langenselbold) nicht unbekannt. Des öfteren war in diesen Blättern von ihm die Rede. Sowohl in seiner Geschichte, als auch jetzt während des Krieges ist es uns bekannt geworden.

Ungefähr 350 Verwundete haben während des jetzigen Krieges das Schloß und die Güte und Freundlichkeit seiner Bewohner kennen gelernt. Als die Weihnachtsglocken 1915 klangen, wurde Cr. Durchl. dem Prinzen Alfons und seiner hohen Gemahlin von den Insassen ein Gast – Buch überreicht, dessen erste Einträge hier abgedruckt werden sollen.

„Zur Erinnerung an das Weihnachtsfest des Kriegsjahres 1915. Ihren Durchlauchten Prinz und Prinzessin Alfons von Isenburg – Birstein. Zu Langenselbold a. b. K. In tiefster Ehrfurcht und Dankbarkeit gewidmet von den Verwundeten und Kranken  des Reserve-Lazaretts I. Abteilung Schloß Langenselbold.“

Widmung

Schloß Isenburg – Selbold, du liegst auf historischem Boden,
Darauf bist zur Neuzeit des Krieges Flammen nicht lohten,
Wo fremder Völker, wilder Völker Scharen
Dem Lande unwillkomm´ne Gäste waren.
Verwüstung, Tod verbreitend, seine Saaten
Durch ihre Rosse Hufe ungezählt , zertraten.
Doch  bleibst du selbst, o Schloß, allzeit ein „Friedensrot“
Daraus ins Land der Segen floß, reicht, fort und fort;
Denn wer in deinen Mauern jemals hat geweilt
Vom Hause Isenburg, hat freudig ihn gewahrt und gern verteilt !
Und zog der Krieg hin durch die deutschen Gauen
Mann konnte bald an dir ein Wunder schauen;
Die Räume dei, voll Glanz und alter Pracht,
Sie wurden Stätten der Liebe, der Milde mit Wohlbedacht
Für deutsche Helden, die von ihren Wunden
Hier sollten genesen und gesunden !
Uns so ist´s auch heute in diesem Kriege gehalten,
Die Liebe die Milde aufs neue hier dürfen walten.
Das Trost und Lind´rung nur mag verleihen,
Den Tapfern mit Freude man lässet angedeihen,
Damit sie erkennen, wie sie geehrt und geliebt,
Und es noch viel edle Herzen gibt:
Die ihrer gedenken in so schwerem Leid,
Zu jedem Opfer für sie sind bereit.
Drum Segen dem Durchlauchten hohen Prinzlichen Haus
Bis in die fernsten Zeiten und Tage hinaus:
Sein Name verknüpft sei Selbold Palas
Der Heimat von – Fürstlicher Charitas ! 
Schleucher Lehrer Hanau

Der edle MenschIst hilfreich und gut !
Unermüdet schafft er
das Nützliche, das Recht !
21.12.1915 Dr. Stapelfedt Generaloberarzt und Reservelazarett – Direktor

In schwerer Zeit als gastliche Statt
Das Schloß sich den Kriegern erwiesen hat,
gar mancher von ihnen mit schwerer Verwundung
oder innerlich krank fand hier erst Gesundung.
Und zieht er dann wieder ins Feld hinaus,
rühmt dankbar die Pfleg´er im fürstlichen Haus
und gedenket all´ der Liebe sein Leben hindurch,
die ihm geworden von Prinz und Prinzessin von Isenburg.
21.12.1915  Sanitätsrat Dr. Kittsteiner Chefarzt des Reserve – Lazarett I.

Rundum der Kampf aufs Messer
Lerne zu dieser Frist,
das Wunden heilen besser,
als Wunden schlagen ist.
21.12.1915  Dr. Clauß ordin. Arzt des Schloßlazaretts

Wer sich dem Dienst des Nächsten weiht,
Dem ehrt des Guten Dankbarkeit.
21.12.1915  L. Herbst Unteroffiz. Lazaretts

übt Jemand Barmherzigkeit,
So tue es mit Lust.
Wunden von Eisen geschlagen,
Heilen wir Frauen mit lebreicher Hand.
21.12.1915  Diakonisse Kathrine Reudel

1.* Quellennachweis: „HEIMAT“ Nachrichtenblatt für die Gemeinde Langenselbold Jahrgang 3 19.03.1916 Seite 196

Verwundete Soldaten im Schloss. Foto:Privat

Der Schlossbau zu Selbold

Der Schlossbau wurde erst in 18. Jahrhundert im Angriff genommen. Was inzwischen mit dem Klostergebäude geschah, weiß man nicht. Urkunden, die uns darüber Aufschluss hätten geben können, waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Rentei aufgestapelt. Sie wurden als Altpapier verkauft und eingestampft. Für die Erforschung der Heimatgeschichte ist das ein unersetzlicher Verlust. Rektor a.d. Schäfer Gondsroth, berichtete mir, dass in den erhalten gebliebenen Klostergebäuden der Verwalter des Isenburgischen Besitzes lebte. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war der Zustand der Klostergebäude so schlecht, dass der „Kellermeister“ mit seiner Familie ausziehen musste. Man sprach von nächtlichem Spuk vom den Gemäuern. In diese Zeit blieb der gesamte Klosterberg fast unbesiedelt. Nur einzelne Familien lebten noch dort.

Beschreibung der Schlossanlage

Der heutige Schlosskomplex umfasst zwei völlig gleiche Hauptflügel zum Dorf und zur Hanauer Strasse hin, den „Fruchtbau“ im Westen und den „Wohnbau“ im Osten. Beides sind schlichte Bruchsteinbauten mit Fensterumrandungen und Gliederungen aus Bundsandstein. Genutete Eckleisten fassen die Fassaden ein. Auf den Steinbauten sitzen massive französische Mansardendächer. Die Wirtschaftsgebäude sind im großen Rechteck angeordnet. Im Süden werden die „Herrenscheunen“ von 2 langen, einstöckigen Bauten begrenzt, von denen der linke Dragonerbau heißt. Zwischen den Bauten wurde kunstvoll eine breite Terrasse angelegt, die im Süden durch ein schmiedeeisernes Gitter begrenzt wid. Von da aus erstreckten sich die eigentlichen Anlagen, die das gesamte Land bis fast zur Kinzig umfassten. Ursprünglich war geplant, zwischen den beiden Hauptflügeln einen großen Rundbau französischer Art als Verbindung zu errichten. Die Gartenanlagen sollten einen parkähnlichen Charakter erhalten. Doch aus finanziellen Schwierigkeiten wurden die Pläne fallen gelassen.

In der gesamten heutigen Schlossanlage begegnet uns eine einfache, nüchterne Bauart, die von dem typischen französischen Baustiel dieser Zeit unverkennbar geprägt ist. Obwohl die terrassenförmig angelegten Anlagen mit einer hohen Mauer eingefasst waren, verfielen die Gärten immer mehr. Sie sind dennoch erkennbar. Eines der 4 kunstvollen Gartentore stand bis kurz vor dem 1.Weltkrieig weit draußen in den „Herrenwiesen“.

Die zwei Hauptgebäude sind völlig gleich. Sie sind 33 m lang und 11 m breit. Jede Frontlänge hat 11 hohe Fenster, die alle völlig gleicher Art sind. Die Gebäude gliedern sich in ein hohes Kellergeschoss, Erdgeschoss, erster Stock und Mansarde. Wie bereits erwähnt, ist die Mansarde nach französischem Vorbild gestaltet.

Zwischen den beiden Hauptgebäuden stand eine sehr wertvolle Gartenurne, die heute den Schlosshof im Birstein ziert. In der Mitte des inneren Gartens war ein ebenfalls wertvoller, sandsteingefasster Springbrunnen. Auch dieser steht heute im großen Schlosshof zu Birstein.

Die beiden Hauptflügel hatten am Anfang verschiedene Bestimmungen. Der rechte Flügel wurde als sogenannter „Fruchtbau“ errichtet. Deshalb wurden große Schüttböden übereinandergebaut. In seiner Form war jedoch der Fruchtbau einem Wohnbau völlig gleich und von Anfang an als Gegenstück zum linken Flügelbau geplant.

Die gesamten einfachen und strengen Anlagen sind wie ein großer Hof gestaltet.

Der heutige Schlosskomplex wurde von Graf Wolfgang Ernst III. (später Fürst Wolfgang Ernst I.) vollendet. Der Fürst ließ das Schloss für seinen Sohn Christian Ludwig von Isenburg in Selbold bauen. Christian Ludwig war „Deutschordens-Komtur der Balley Marburg“ und zu gleich „hessischer Generalleutnant in schwedischen Diensten“.

Zur Errichtung des Schlosses vermachte Christian Ludwig seinem Vater in Birstein einen Teil des Geldes, das vermutlich von einer Erbschaft entstammte. Die Urkunde bestätigt, das dem Fürsten von seinem Sohn Christian Ludwig einstweilig 1000 Gulden zur Verfügung gestellt wurden.

Der erste Bauabschnitt umfasste die Wirtschaftsgebäude und wurde um 1722 in Angriff genommen. Anschließend ist der Fruchtbau errichtet worden. Dieser war schon fast fertig, als der Wohnbau begonnen wurde. Denn bei der umfangreichen Korrespondenz über die Art der zu verwendenden Steine wird in den Akten von Anfang an gesagt, „dass man Acht haben müsste, dass die Steine in Farbe und Aussehen denen des Fruchtbaues gleichen müssten“.

Prinzessin Margarete von Isenburg
Seidentapete
Peking in Langenselbold

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