Ausgangssituation
Am Schlossareal befinden sich sechs historische Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, zu denen das Rathaus, die Zehntscheune mit angegliedertem Heimatmuseum, das Schloss mit Jugendtreff, die Herrenscheune, der Dragonerbau und das Behindertentreff zählen, sowie die 1983 erbaute Klosterberghalle. Alle Gebäude werden ausgehend von der in der Zehntscheune befindlichen Heizzentrale, über ein Nahwärmenetz, mit Wärme versorgt.
Die seit 1983 in Gebrauch befindliche Heizzentrale bestand vor der Sanierung aus sechs Niedertemperatur-Gaskesseln mit Kesselfolgeschaltung, bei denen es immer wieder zu technischen Defekten kam, sodass die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet war. Zudem war die Anlage stark veraltet und entsprach nicht mehr dem allgemeinen Stand der Technik.
Das ebenfalls 1983 verlegte und rund 770 Meter lange Nahversorgungsnetz, über das die Wärme von der Heizzentrale zu den Gebäuden des Schlossareals verteilt wurde, verfügte über eine unzureichende Dämmung, was hohe Wärmetransportverluste zur Folge hatte. Im Winter waren diese auch durch schneefreie Streifen im Schlosspark ersichtlich.
An den historischen Gebäuden waren aus Gründen des Denkmalschutzes keine grundsätzlichen Sanierungsmaßnahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes möglich, weshalb nur die Erneuerung der Heizzentrale, der Heizungsverteiler mit Umwälzpumpen und der Nahwärmeleitungen in Betrachtung gezogen wurden.
Sanierungskonzept
Der Magistrat der Stadt Langenselbold verfolgt bei Ersatzinvestitionen stets den Grundsatz energieeffiziente Anlagen einzusetzen, diese kostenoptimiert zu tauschen und dabei auch mögliche öffentliche Fördermittel in Anspruch zu nehmen.
Die Versorgungsservice Main-Kinzig GmbH (nachfolgend VS-MKK genannt), ein Tochterunternehmen der Kreiswerke Main-Kinzig GmbH wurde von der Stadt 2016 beauftragt, als General-Fachplaner für die Erneuerung der Heizzentrale und des Nahwärmenetzes ein Konzept zu erarbeiten.
Das letztendlich zur Umsetzung kommende Konzept, mit einem Invest von 670.000,00 Euro, beinhaltete eine zentrale Wärmeerzeugung mit einer 450 KW Pelletkesselanlage, die Erneuerung sämtlicher Heizkreisverteiler und Unterverteilungen, den Einbau energieeffizienter Kessel- und Heizkreispumpen sowie die Sanierung der Nahwärmeleitung als Sammelleitung.
Die Gründe, sich für eine Biomassefeuerungsanlage zu entscheiden, waren, dass Pellets seit Jahren günstiger als fossile Brennstoffe sind, regenerativ sind und CO2-neutral verbrennen. Die CO2-Neutralität beruht darauf, dass nur das im Laufe des Wachstumsprozesses des Holzes aufgenommene Kohlenstoffdioxid bei der Verbrennung wieder abgegeben wird. Zudem werden die zur Verbrennung eingesetzten Pellets ausschließlich von Herstellern bezogen, die diese aus Resten der heimischen Holzindustrie fertigen, was die Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region fördert.
Durch dieses Gesamtkonzept können rund 160.000,00 Kilowattstunden Energie pro Jahr eingespart werden. Das jährliche Einsparpotenzial an CO2 liegt bei rund 130,00 Tonnen. Sowohl die positiven Auswirkungen auf die Umwelt als auch die monetären Aspekte erfüllen passgenau die Zielstellung des städtischen Klimaschutzkonzeptes. Um die hohen Ansprüche des Heizkonzeptes noch zu unterstreichen, wurde die bereits äußerst geringe Feinstaubbelastung durch den Einbau von hocheffizienten Abgasfiltration optimiert.
Fördermittel
Vom Land Hessen und vom Bund wurden zusammen Fördermittel in Höhe von rund 134.000,00 Euro bewilligt.
Umsetzung
Nach ca. sechs Wochen war im Juli 2018 die Sanierung des Nahwärmenetzes abgeschlossen. Nach ca. achtwöchiger Bauzeit konnte Anfang Oktober 2018 die 450 KW Biomassefeuerungsanlage in der Heizzentrale rechtzeitig zum Beginn der Heizperiode 2018/19 in Betrieb genommen werden.